Prozessauftakt: Messerattacke auf Richter Tempke

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Pressefotografen Michael Arning zur Verfügung gestellt:
Polizeireport Hamburg
Am 19. 8. 05 begann vor dem Hamburger Landgericht der Prozess gegen Mohammed A, der am 23. 3. 05 den Amtsrichter Klaus-Ulrich Tempke im Gebäude der Öffentlichen Rechtsauskunft niederstach und schwer verletzte.

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Mohammed A, rechts im Bild, wird mit Fußfesseln in den Saal gebracht. Richter Tempke erscheint mit seiner Frau und dem Anwalt der Nebenklage, Ottmar Kury. Zunächst kommt der Angeklagte zu Wort. Nein, er habe Richter Tempke nicht töten wollen, er habe ihm nur 'da reinstechen' wollen und deutet unter sein Kinn. Mohammed A habe sich immer wieder ungerecht behandelt gefühlt, von Ämtern, und vor allem von Richter Tempke, der ihn 2002 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt hatte. Da er so ungerecht behandelt wurde, wollte er nun auch einmal ungerecht sein, begründet Mohammed A seine Tat, die er aus Rache beging. Ein Gefühl wie Reue oder auch nur ein Bewußtsein, etwas schlimmes getan zu haben, zeigt der Angeklagte nicht.

Danach ist Richter Tempke an der Reihe, die Vorfälle zu schildern. Es fällt ihm sichtlich schwer, er kämpft mit den Tränen und seine Frau hält tröstend seine Hand. 'Herr Tempke, ich bin jetzt da', habe der Angeklagte gesagt. Tempke sah das Messer in seiner Hand: 'Da hatte ich es auch schon im Bauch, die ganze Klingenlänge.' Erneut kämpft er mit den Tränen und der vorsitzende Richter Dr. Rabe fragt, ob er eine Pause machen soll, doch Tempke schüttelt den Kopf und berichtet tapfer weiter. Wie er in das Büro flieht, wo er auf Hilfe hofft und Mohammed A ihm das Messer von unten durch den Hals rammt. Tempke reißt schützend den Arm hoch und bekommt einen weiteren Stich in den Oberarm, der, wie sich später herausstellt, einen Nerv durchtrennt. Ein Besucher der ÖRA stürzt sich auf Mohamed A und nimmt ihn in den Würgegriff, worauf diesem das Messer entgleitet. Tempke versucht sich derweil über die Schreibtische zu retten und bricht zusammen. 'Die zehn Minuten, bis der Krankenwagen kam, waren die längsten meines Lebens!', sagt Tempke.

Nach der zunächst euphorischen Stimmung, mit viel Glück überlebt zu haben, kommt aber dann die Gewißheit, bleibende gesundheitliche Schäden davongetragen zu haben. Zwei Finger an der linken Hand sind gelähmt und taub, und bei einer Operation, bei der man ein Stück Nerv aus dem Bein transplantierte, wurde auch das Bein beeinträchtigt. 'Ich liebte es Klavier zu spielen, das ist nun vorbei'. Außerdem leide er unter Angst, die er vorher nicht gekannt habe.

An diesem Tag werden noch Zeugen vernommen, darunter der Mann, der durch seine Zivilcourage Tempke das Leben rettete.

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Richter Tempke als Amtsrichter bei einer Verhandlung, die er im August 2005 führte.